20. Mai 2012

Street Art Tour durch Düsseldorf


"Wir beginnen auf der Kiefernstraße, weil es für eine Street Art Führung durch Düsseldorf einfach der ideale Startpunkt ist. Hier haben meine Freunde und ich schon in der 80er Jahren angefangen zu sprühen, kurz nachdem es aus New York nach Europa rüberschwappte." Okay, unser Guide weiß anscheinend wovon er spricht. Wir nehmen nämlich an einer Stadtführung der etwas anderen Art teil - einer Tour de la Créativité zu den Street Art Hotspots in Düsseldorf (gesponsert von einen großen Zigarettenmarke, französisch, blau, ihr könnt es euch denken...).

Durch die Stadt von Flingern bis Unterbilk führt uns Oliver Räke, der selbst unter dem Namen Magic lange ein aktiver Writer war, sich mittlerweile jedoch ausschließlich auf legales Grafikdesign verlegt hat. Sagt er. Würd ich auch sagen, egal wie oft ich abends noch die Sprühdose zücke. :)

Unser Street Art Stadtführer


Jedenfalls hat er schon damals auf der Kiefernstraße für Farbe an den Wänden gesorgt, lange bevor alle Häuser mit ungraden Nummern 2004 ganz legal umgestaltet worden sind.

Einer der auch schon ganz früh dabei war, hat das obere, ausgeblichene Graffiti auf dem folgenden Bild gestaltet. An ihm wurde jedoch damals ein Exempel statuiert und er wanderte in den Knast. Kriminalisiert, mit drakonische Geldstrafe belegt hat er sich angeblich nie wieder davon erholt. Sein Piece wurde im Rahmen der Umgestaltung respektiert und bleibt als Erinnerung. 

Respekt, der manchem Sprayer dann doch immer wieder fehlt. Denn eigentlich sollte nur der bessere Künstler das Werk eines anderen übermalen.

Das Spannende an der Kieferstraße ist das wilde Zusammenspiel der Stile. Legale Graffiti, Street Art, illegale Tags und einfach nur "Schmierereien", wohin man kuckt ist Farbe. 





Die Entwürfe sind sicherlich immer wieder Geschmackssache. Aber zum Glück kann man sich darüber ja vorzüglich streiten.


Die gelben Affen findet man überall und immer wieder in Düsseldorf. Sie stammen aus der Dose der Majo Brothers. Wenn man genau hinkuckt, findet man bei den meisten Affenbildern auch immer wieder stilisierte Pommes im Hintergrund. Das war mir bisher noch nie aufgefallen.
Der Bauwagen vor dem Haus Nummer 17 steht permanent an diesem Platz. Daher wurde er kurzer Hand in die Gestaltung einbezogen - Camouflage-Anhänger quasi.
Um den Nachwuchs braucht man sich auf der Kiefernstraße auch nicht zu sorgen. Manchmal vielleicht nur um den freundlich-nachbarschaftlichen Ton.

Von der Kiefernstraße geht es weiter Richtung Oberbilk. Und immer wieder taucht de Frage auf:
Zum Beispiel im Zusammenhang mit den Bildern von Harald Naegeli. Dem "Sprayer von Zürich" bzw seinen Frauen und Kriegern begegnet man in Düsseldorf immer wieder. Naegeli ist mittlerweile über 70 Jahre alt, "konventioneller" Künstler und sieht/sah im Graffiti der 80iger amerikanischen Kulturimperialismus und konnte der unreflektierten Übernahme der New Yorker Optik wenig abgewinnen. 
Als anerkannter Künstler genießen seine Werke besonderen Stand bei den Behörden und so kam es wohl vor, dass an einer Wand alles Graffiti entfernt wurde, aber eine Strichfigur von Naegli bleiben durfte. Da fragt man sich mal wieder, wer entscheidet eigentlich was Kunst ist?

Einen weiterer Hotspot für Straßenkunst findet man am Ende der Ellerstraße unter der Bahnunterführung zum Mintropplatz. Eine unwahrscheinliche fiese Ecke, dunkel, voller Taubenscheiße und einfach sehr unangenehm zu benutzen. Hier hat sich die Initiative Freiräume für Bewegung des Problems angenommen und die Wände bemalen lassen. Es ist nicht klar, wem die Unterführung eigentlich gehört - der Stadt oder der Bahn oder sonstwem. So konnte die Unterführung dann zwar nicht legal umgestaltet werden, doch es konnte sich auch kein Besitzer beschweren. 







Ein wirklich schöner Ort ist es noch immer nicht, das Licht wurde zwar ein bisschen aufgebessert und wohl auch mal der Taubendreck von der Stadt entfernt, doch durch die Street Art ist es auf jeden Fall besser geworden. Die Farbe nimmt jedenfalls ein bisschen von der depremierenden Stimmung. Im Dunkeln geh ich allerdings immer noch lieber woanders lang.

Am Ende ging's dann noch auf die Lorettostraße, wo im "Le supermarché"  Künstler live gemalt haben und noch ein kühles Bierchen wartete. Die Bands haben wir nicht mehr mitbekommen, da wir bereits anderweitig verabredet waren.

Auf jeden Fall eine sehr lohnenswerte Tour, die viel Spaß gemacht hat und die Augen für Details am Wegesrand geöffnet hat. Es war spannend, einen Einblick in die Hintergründe zu gewinnen und ein bisschen "Interna aus der Szene". Insbesondere ältere Bilder, die nach der aktuellen Ästhetik und meinem Geschmack normalerweise nicht auf meinem Radar aufgetaucht sind, betrachte ich jetzt mit einem anderen Blick. Allerdings waren 2 Stunden eigentlich viel zu kurz und ich würd jeder Zeit wieder losziehen. Vielleicht mit Fahrrädern, damit man auch etwas entlegenere Spots erreicht.


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